Interview mit Martin Müller

Im Mai führte die Fachzeitschrift "fertigung" ein Interview mit Martin Müller. Interessante Fragen und spannende Antworten zum Thema Hochdruck in der Zerspanung erfahren Sie hier.

Was zeichnet die Hochdruckanlagen von Müller aus?

Martin Müller: Ein ganz großes Ziel von Müller ist, und da sind wir sehr stolz darauf, dass wir so enorm kompakte Hochdruck-Filtrationssysteme bauen. Es liegt auf der Hand: Wer kompakt sein will, der muss irgendwo „abspecken“. In der Regel wird dann an der Leistungsfähigkeit angesetzt oder an der Anpassungsfähigkeit der Anlagen an die Prozesse beim Kunden oder den Einsatzmöglichkeiten insgesamt. Oder an allem. Aber wir sind bei Müller nicht bereit, hier Kompromisse einzugehen. Wir verbinden genau diese Parameter: Kompaktheit, Leistungsfähigkeit, Flexibilität in Sachen Leistungsausgestaltung und Einsatz. Und das zeichnet unsere Hochdruckanlagen aus. Denn nur mit diesem hohen Anspruch stellen wir unser übergeordnetes Ziel und unsere Motivation sicher: die Prozessstabilität unserer Kunden positiv zu beeinflussen und ihnen maximale Effizienz im Bereich der Kühlschmierstofftechnik mit Kompakthochdruckanlagen zu bieten. Und ich denke, das zeichnet unsere Anlagen in allerletzter Konsequenz dann auch aus.

Unser Anspruch bringt uns oft an Grenzen. Wie wir diesen dennoch erfüllen? Immer wieder? Nun, wir entwickeln uns immer weiter – basierend auf Markt-Erkenntnissen und insofern, dass wir uns trauen, produktseitig ganz neue Wege zu gehen, wie z. B. mit der combistream, der kombinierten Einheit aus Hochdruckanlage, Späneförderer und Maschinentank. Zudem bieten wir ein großes, vielleicht sogar das größte anwendungsorientiert abgegrenzte Sortiment an Kompakthochdruckanlagen für Langdrehautomaten. Für dieses Sortiment bieten wir auf Basis eines cleveren Baukastens die bestmögliche Anpassung. Hierfür haben wir massiv in enge Kooperationen mit führenden Maschinenherstellern investiert und sogenannte Systempartnerschaften initiiert. Wesentlicher Vorteil bei unseren Kunden: ein schneller, reibungsloser und effizienter Einsatz an der Partnermaschine – für mehr als 80 % der Maschinen von Citizen, Star, Tsugami und Tornos. Und natürlich bestimmt das „Müller inside“ das „Müller outside“. Wir setzen auf Technologie-Ebene auf erstklassige, effiziente Technologien, wie z. B. in der Hochdruckerzeugung auf druckgeregelte Kolbenpumpen oder frequenzgerichtete Antriebe oder unsere selbstreinigenden Automatikfilter. Und selbst wenn wir Standards nutzen, so versuchen wir diese in ihrer Kompaktheit noch leistungsfähiger zu machen. Ein tolles Beispiel ist unser Drahtgeflecht-Wechselfilter-Element, das dank vervielfachter Filterfläche im Vergleich zu konventionellen Beutelfiltern ein Mehrfaches der Standzeit bietet. Zudem ist es auswaschbar und wiederverwendbar. Hier wären wir dann wieder beim Effizienz-Aspekt, auch im Sinne des Senkens von Betriebsmitteln, ganz zu schweigen von Ressourcenschonung.

Worauf ist bei der Auslegung einer solchen Anlage zu achten?

Martin Müller: Man muss darauf achten, was letztendlich auf der Anlage passiert. Also nicht nur die Anforderungen an die Hochdruckanlage oder an den Späneförderer und die Technologie bestimmen, sondern insbesondere die Anforderungen an den Prozess berücksichtigen. Hierzu sollte man diverse Parameter definieren und sich zunächst einmal die Frage stellen: Was passiert eigentlich auf der Maschine, welche Spanarten, welche Materialien werden verarbeitet, welche Späne können entstehen, mit welcher Maschinenverschmutzung ist zu rechnen? Auf der anderen Seite: Welche Werkzeuge, welche Werkzeughalter werden eingesetzt? Welchen Druck benötige ich und welche Förderleistung? Läuft die Anlage sporadisch oder im Dauerbetrieb, in der Emulsion oder im Öl? All das determiniert und bedingt die Hochdruckanlage, also die Wahl der richtigen Hochdrucktechnologie sowie des Filtrationskonzepts. Sie merken, der passgenauen Ausgestaltung der Hochdruckanlage, vor allem dann, wenn man die Prozess-, Qualitäts- und Effizienz-Vorteile, die Hochdruck bietet, maximal ausschöpfen möchte, sollte entsprechendes Augenmerk gewidmet werden. Bei Müller legen wir größten Wert auf unsere fachkundige Beratung und bieten zudem Hilfsmittel sowie Qualifikationsprogramme.

Gibt es den idealen Hochdruck für die Zerspanung?

Martin Müller: Das ist natürlich eine spannende Frage. Wäre ich Anwalt, würde ich sagen: „Es kommt darauf an.“ Als Hochdruckspezialist sage ich: „Ja, natürlich gibt es den – und zwar entweder passgenau zusammengestellt oder als Maximalausprägung.“ Um diese Antwort richtig zu deuten, müssen wir Ihre Frage etwas differenziert(er) betrachten. So verstehen wir auch die Sinnhaftigkeit der jeweiligen Vorgehensweise besser. Vereinfacht gesagt, gibt es zwei große Zerspaner-Gruppen bzw. Bearbeitungsformen. Einerseits Großserien eines bestimmten Teils, die permanent an einer Maschine gefahren werden. Hier hat man die Chance, die Anlage kostenoptimiert zusammenzustellen und damit eine recht zügige Amortisation zu erzielen. Das wäre also die ganz passgenaue Version. Andererseits gibt es aber den klassischen „Job-Shopler“, der eher Kleinserien auftragsbezogen fertigt, häufig umrüsten muss und sowohl Bearbeitung wie auch Material nur schwer auf die Zukunft bestimmen kann. Und hier kann eine Maximalversion sinnig sein. Ich sage bewusst „kann“. Wie kann eine solche Version aussehen? Nun, nimmt man für einen Langdreher beispielsweise ein kombiniertes Hochdrucksystem combistream mit integriertem Späneförderer und Bodenreinigung, plus Hochdruckpumpe mit Regelpumpen-Technologie, plus wartungsfreiem Automatikfilter im Voll- und im Nebenstrom, plus einer spezifischen Ansaugung der Niederdruckpumpe aus dem Maschinentank etc., so ergibt sich eine Maschine, auf der sehr viele verschiedene Materialien prozesssicher laufen können: von normalem Stahl über Messing und Edelstahl bis hin zu einem hochlegierten Werkstoff wie z. B. Titan oder anderem medizinischem Stahl. Wir haben viele Kunden, die so verfahren. Diese enorme Flexibilität hat allerdings auch ihren Preis. Mir ist es ganz wichtig, dass man gemeinsam immer den Blick ins Detail macht und die Möglichkeiten durchdenkt. Wir wollen unseren Kunden helfen, kluge Investitionsentscheidungen zu treffen. Für uns steht die langfristige Partnerschaft und Zufriedenheit weit über der Umsatzmaximierung um jeden Preis.

An welchen Entwicklungen arbeitet Ihr Unternehmen zurzeit?

Martin Müller: Nun, wir haben einige Sachen im Köcher. Auf Produktebene arbeiten wir an mehreren spannenden Innovationen – eine davon launchen wir im Herbst diesen Jahres. Dann arbeiten wir gerade an unserem speziellen China-Sortiment. Wir haben im vergangenen Jahr den Markteintritt gewagt, um lokal den Markt zu bedienen. Auf Komponentenebene entwickeln wir unsere Technologien und Konzepte stetig weiter. Hierbei dreht sich vieles um das Thema Effizienzsteigerung sowie Prozessstabilität und -sicherheit. Unter anderem werden wir mit einer sehr cleveren integrierten Durchflusswächter-Lösung für unsere Produkte aufwarten. Und natürlich entwickeln wir kontinuierlich neue Baukasten-Lösungen für die Neuprodukte unserer Systempartner. Von Produkten über Schnittstellen bis hin zur „Hardware“. So schaffen wir gerade spezielle Boxen für lange Teile. Hinzu kommt, dass wir an Instrumenten, auch digitaler Natur, arbeiten, die unseren Kunden den Zugang zu ihrer Hochdruckeinheit noch mehr vereinfachen werden.

Mit welchen Innovationen werden Sie demnächst den Markt überraschen?

Martin Müller: Nun, wie Sie schon so treffend formuliert haben: Wir wollen den Markt überraschen, deshalb möchte ich gar nicht so viel verraten. Aber ich denke, dass wir im Herbst ein Produkt zeigen werden, wo wir wieder einmal den Mut unter Beweis stellen, Hochdruck immer wieder neu zu denken. Und überraschen. Denn diese Lösung wird alle Merkmale und Werte eines Müller Produkts haben, aber den Aspekt der Flexibilität und Kompaktheit respektive Anpassung an vorhandene Raumsituationen auf ein neues Level heben. Lassen Sie sich überraschen!

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